Warum thematisieren Werbeagenturen eigentlich so gerne ihren Firmensitz?

Lesen Sie bitte diesen Text nicht weiter, wenn Sie meinen, dass Werbung eine zeitgenössische Form des Kunstbetriebes sei und eine Werbeagentur eine Art Galerie. Es wäre nicht weiter verwunderlich, wenn Sie dies annehmen sollten, schließlich bemüht sich die “Szene” seit vielen, vielen Jahren nicht als “Wertschöpfungsteigerer”, sondern als “Kreativkünstler” wahrgenommen zu werden. Dabei helfen Auszeichnungen in Cannes, New York und in der Hamburger Hafen City. Desweiteren “Palmen”, “Kunst”ausstellungen mit Werbeplakaten in renommierten Museen, 90minütige “Film”vorführungen mit Werbespots in innerstädtischen Kinos … Sie meinen diese Zeiten seien lang, sehr lang vergangen? Kein Zweifel: Auch für die Werbebranche hat eine andere Epoche begonnen – “Die Krise” (Der allergrößte Werber Amir Kassaei postulierte unlängst: “Die Kunden fangen an, unsere Arbeit in Frage zu stellen.”) hat viele den Arbeitsplatz gekostet (die sich jetzt als “Berater” einbilden, es wäre alles gut und man könne sich jetzt endlich-endlich selbst verwirklichen), der w&v und dem Horizont zahlreiche Schlagzeilen beschert und Unternehmen gezeigt, dass man auch ohne Werbung überlebt. Die ADC-Partys finden heute nicht mehr im hippen Berlin, sondern bezuschusst in Frankfurt statt, aber grundsätzlich … geht es auch weiterhin darum, dem potentiellen Werbekunden, pardon, Klienten das Gefühl zu vermitteln, die Agentur sei eine riesige Kreationsmaschine in der Gedanken ähnlich akkurat produziert werden, wie Autos bei Mercedes in Sindelfingen.

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Ciao Bello! Wie Almo Nature seine Markenleistung zerlegt

almo nature werbung markenradar
Quelle: www.almonature.eu

Was, um Gottes Willen, hat nur das Management bei dem italienischen Unternehmen Almo Nature geritten als man 1,1 Millionen Euro für eine Kampagne investierte, die gegen sämtliche Grundsätze markenstärkender Werbung arbeitet. Es ist schon erstaunlich, wie konsequent Ignoranten (Werbeagenturen) auf Kosten von Ahnungslosen (Unternehmensmanagern) ihre Geschäfte machen.

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Marlboro – Werbung und Überzeugungsstrategien

Wenn eine Marke Werbung betreibt, so muss ihr Ziel sein, unverwechselbare Leistungs- und Gestaltungselemente in den Köpfen der Menschen zu verankern. Dies gelingt ihr durch eine klare Überzeugungsstrategie. Zu diesem Zweck werden bestimmte Signale ausgesendet, die beim Konsumenten mit einem bestimmten Namen verknüpft werden. Dies ist werbliches Grundwissen und wäre nicht weiter von Belang, wenn nicht Unternehmen immer-und-immer wieder das Grundprinzip von Musterbildungs- und Mustererkennungsprozessen ignorierten. Gerne werden eingeführte und kollektiv gelernte Markensignale außer Kraft gesetzt, um “jünger” oder “trendiger” zu erscheinen. Meist erfolgen derartige Kurswechsel bei Neubesetzungen in der Chef-oder Marketingetage. Über neue Kommunikationswege stellt sich der Neuzugang der Branche vor und macht deutlich: “Ich mache alles anders und vor allem besser.” Tatsache ist: Markenkraft ist kein persönlicher Besitz. Vielmehr baut die Marke als eigenständiges “soziales System” während ihrer Existenz individuelle Gestaltgesetze auf.

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Hornbach kann auch Marke

Nachdem die Bau- und Gartenfachmarktkette Hornbach einige Zeit mit “lauten” TV-Spots erfolgreich für Aufmerksamkeit oder neudeutsch “Awareness” gesorgt hat – nicht unbedingt für konkrete Kaufanreize – folgt jetzt eine Hornbach-Printkampagne mit mehreren Motiven. Im Gegensatz zu den frechen, witzigen, kreativen, intelligenten TV-Spots unter dem Motto “Mach es zu Deinem Projekt”, bei denen eine Zuordnung zur Marke Hornbach wegen nicht vorhandener Anbindung an die Marke unmöglich war, wirbt die Marke neuerdings mit eigener Leistung. Erschwert wurde die Zuordnung der TV-Spots zusätzlich, weil zeitgleich alle Obis und Hagebaus ebenfalls witzige kreative Werbung zündeten, denn jede Branche beobachtet sich selbst bis der Arzt kommt und der Arzt allen exakt das gleiche Rezept verschrieben hat. Der Arztbrief liest sich ungefähr so: In der konservativen DIY-Branche (Do it yourself-Branche) muss endlich etwas Aufregendes bis Gewagtes unternommen werden, die Konkurrenz macht es uns schon erfolgreich vor, wir müssen schnellstens nachziehen! Es ist allerhöchste Eisenbahn!” Im Brainstorming-Endergebnis werden fröhlich Sensenmänner herumgeschickt, Hände festgetackert oder Badezimmer demoliert, Personen werden von ihrem Badezimmer(-Projekt) bis auf die Straße verfolgt. Im zweiten Endergebnis sprudeln Werber-Kreativpreise. Das Problem: Von Awareness, Werberideen und Witz kann leider kein Baumarkt überleben, erst recht keine Kette davon.

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Haus Tudor bekommt (s)eine Geschichte

Die Schweizer Uhrenmarke Tudor führte ein Schattendasein. Viele Jahre lang. Oft wurde sie überhaupt nur registriert, weil die Uhren in der Auslage beim Uhrenmacher unterhalb der Rolex-Uhren lagen (siehe Bild). Diese Platzierung hatte ihren Grund: Der “Erfinder” der Marke Rolex, der Bayer Hans Wilsdorf, begründete die Marke Tudor, um der Welt eine günstigere Alternative zur Rolex anbieten zu können. Die 1946 in Genf gegründete Firma “Montres Tudor SA” liefert technisch hochwertige Automatikuhren (erste Registrierung als “The Tudor” 1926, Wilsdorf übernimmt offiziell 1936) , die von der Energie der weltberühmten Übermarke – seit 1905 am Markt – profitieren sollten. Im Jahr 1948 wird die erste eigene Tudor-Werbekampagne gestartet, Wikipedia berichtet, dass bis in die 90er Jahre Rolex-Oyster-Gehäuse, Böden und Kronen zum Einsatz kommen, erst danach eine eigene Produktion stattfand. Laut Firmenwebsite soll die Marke in den 50er Jahren eine eigene Identität entwickelt haben, davon war im 21. Jahrhundert nicht mehr viel zu spüren. In jüngster Zeit wurde in Verbindung mit Autorennen verstärkt Printwerbung für das Haus Tudor gemacht, ein sog. Co-Branding mit “Timingpartner” Porsche vorgenommen (www.tudorporschemotorsport.com).

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Saab ist unschuldig: Marke krankt nicht an fehlenden Käufern

Das Büro für Markenentwicklung hat die Marke Saab nicht analysiert. Leider. Aber aus markentechnischer Erfahrung ist ein Fakt beim Niedergang von Marken nicht weg zu diskutieren: Marken werden immer von innen zerstört. Es sind Fehler des Managements, nicht “Fehler” der Kundschaft, die eine Marke in die Insolvenz treiben. Wir sind uns sicher, dass die potentiellen Käufer von Automobilen der Marke Saab vorhanden sind. Eine im Vergleich zu VW, Toyota oder Fiat sehr kleine Kundschaft, aber entscheidend ist allein die Dichte innerhalb der Kundschaftsstruktur – und Saab besaß über viele Jahre eine treue Kundschaft, welche “ihre” Marke getragen hat. Viele tragen sie immer noch, indem sie unermüdlich ihren Saab 900 I (1979-1993) fahren, in erheblich stuckbelasteten Altbauvierteln trifft man sogar manchmal einen Saab 99 (1968-1984).

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Werbestrategie von Barack Obama: Note 1

Betrachtet man die deutsche Diskussionskultur um die Reform des Gesundheitswesens, so ist die Kommunikationsstrategie von Barack Obama ein Lehrstück aus einer vollkommen anderen Welt. Anstatt sich in kleinteiligen Argumentationen und hinter “Politikerdeutsch” zu verschanzen, wissen die Kommunikationsstrategen im Weißen Haus sehr genau um die Überzeugungskraft des Einzelfalles. Hier gelingt es Obama lehrbuchhaft eine höchst abstrakte Reform durch faktische Schicksale (nicht durch Imagewelten!) innerhalb von 120 Sekunden eindeutig “in die Herzen” (!) der Menschen zu transportieren. Werbung, die ein Höchstmaß an inhaltlicher Komplexität auf einen Einzelfall verdichtet. Werbung, die vorführt, dass ein “langweiliges” Polit-Thema selbstverständlich so umgesetzt werden kann, dass es Emotionen weckt und Unterstützer für Obamas Healthcare-Reformpläne aktiviert. Beeindruckend!

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Markenführung ist Detailarbeit: Marketing für Kartoffelchips bei Burts und Tyrrells

Viele Marken- und Werbeexperten möchten ständig eine Marke neu erfinden, umpositionierten oder emotionalisieren, die Leistungsvergangenheit beweist allerdings, dass effektive Markenführung zuallererst auf der Steuerung und Kontrolle spezifischer Leistungsmerkmale beruht.

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Seat ist reif für die Insel (die griechische)

Der Volkswagen Konzern kaufte in den 1980er Jahren die spanische Marke Seat, ein ehemaliges Staatsunternehmen, welches bis zum Ende der 70er Jahre vor allem auf den heimischen Markt fokussiert war. Lange Zeit wurden in der Produktionsstätte in der Provinz Barcelona ausschließlich Fiatfahrzeuge in Lizenz gebaut und dann mit dem Seat-Logo versehen. Der einzige spanische Autohersteller ist seit 1986 eine der zahlreichen Marken, mit denen der VW-Konzern sämtliche Kundenwünsche abzudecken wünscht, Seat steht im Konzern für betont sportlich designte Fahrzeuge, die vergleichbar günstig zu kaufen sind. Der Schwerpunkt des Angebots liegt bei Kleinwagen und Mittelklassefahrzeugen. Hierzulande muss die interne Plattformstrategie als bevorzugtes Kaufargument herhalten: Ich kaufe VW-Qualität, bezahle aber weniger.

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Polaroid: Der Relaunch der Sofortbildkamera

Wikipedia berichtet, dass das Unternehmen Polaroid seit dem Jahr 2008 die Produktion der “Polaroid-Sofortbildkamera” eingestellt habe, um sich auf den zeitgenössischen Markt der Digitalfotografie zu konzentrieren. Nun ist es so, dass Polaroid mit den weiß-umrandeten sog. “Trennfilmbildern”, die millionenfach durch die Wohnzimmer dieser Welt sichtbar gewedelt wurden (“Kann man schon etwas sehen?”) seit Mitte der 60er Jahre eine Gattung und ein demokratisiertes Konsumgut geschaffen hatte. Unter dem Markennamen entstand eine übergreifende Begrifflichkeit und ein Festtags- und dennoch Alltagsutensil für breite Bevölkerungsschichten (Einheitspreis: 79 DM).

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